Rezension zur Ausstellung Fiktion Kongo im Museum Rietberg Zürich für das Monopol Heft 01/2020;
Sprache: Deutsch.
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«Bis heute dient Kongo als Projektionsfläche sowohl westlicher als auch afrikanischer Ideen und Fiktionen.», heisst es in der Beschreibung vom Museum Rietberg zu ihrer aktuellen Ausstellung. In ihr werden die Objekte und Fotografien des Kunstethnologen Hans Himmelhebers gezeigt, die er auf seiner Reise 1938/39 durch den Kongo sammelte.
Sie sind jedoch nur der Ausgangspunkt und nicht alleiniges Thema der Ausstellung und treten eine zeitgenössische Auseinandersetzung mit dem Material los. Verschiedene Künstler_innen aus dem Kongo und der Diaspora wurden zusammengebracht und in verschiedenen Schwerpunkten mit dem historischen Material gepaart. Mein Beitrag steigt mit der Frage ein, ob man solche Artefakte noch zeigen kann, ohne kopfüber im Fettnäpfchen zu landen. Mein Eindruck: Ja. Denn wunderbar kritische Töne werden da angeschlagen und als Besucher schwingt der Umstand, dass man gerade in einem Schweizer Museum durch die Sammlung eines deutschen Kunstethnologen läuft, in einem angenehm unangenehmen Maße mit.
Fiktion Kongo macht keinen Hehl daraus, dass auch die Geschichten die sie als Ausstellung hervorbringt, nichts weiter als Projektionen sind. Aber in Zeiten der politischen Überkorrektheit scheint es mir wichtig, dass sich europäische Museen für außereuropäische Kunst positionieren. Im geglückten Fall des Museums Rietberg kann sich daraus nämlich viel Gutes im Umgang mit dem heiklen Thema ergeben. Und nur so schafft man es wirklich raus aus dem Fettnäpfchen-Minenfeld.